6h laufen – Mein erster Ultramarathon

6h laufen – Mein erster Ultramarathon

Im Herbst 2015 nahm ich gemeinsam mit einem Kumpel bei meinem ersten 6h Lauf teil. Wir sind beide schon mal Marathon gelaufen, hatten bis dato recht wenig Erfahrung und waren neugierig, was denn jenseits der 42km Marke so mit einem passiert.

Start war um 09:00 Uhr. Morgens um 06:00 Uhr klingelte mein Wecker und es regnete in Strömen bei kuscheligen 8 Grad. Wir schrieben kurz per WhatsApp, keiner traute sich abzusagen und so stand ich auf und bereitete mich auf diesen langen Tag vor.

Was isst man?

Zum Frühstück gab es Toast mit Honig, dazu eine Kaffee, den ich vor 5 Jahren noch trank. Kurz nach 8 Uhr waren wir dann am Veranstaltungsort angekommen und machten uns langsam damit vertraut, die nächsten 6h zu laufen. Auf einer Runde von 2km hatte man die Möglichkeit, die Landschaft so richtig zu genießen. Neben einem dankbaren Stück Asphalt, welcher direkt durch das Dorf führte, musste man einen kleinen Waldabschnitt bezwingen. Warum bezwingen?

Matsch!

Es regnete seit Tagen, der Trampelpfad verwandelte sich bei rund 50 Teilnehmern in ein Riesen Schlammloch. Weiter ging es über ein Feld und wieder auf den Asphalt. Kurz vor dem Ziel musste eine „Steigung“ von etwa einem Meter bezwungen werden. Nach dem Streckencheck sah das alles machbar aus und pünktlich um 09:00 Uhr liefen wir los. Im Start- und Zielbereich gab es eine üppige Verplfegungsstation. Dort hatte man die Möglichkeit, sich an einer großen Vielfalt an deftigen und süßen Speisen zu bedienen. Dies ersparte auch die Mitnahme von Gepäck während des Laufens.

21km lang quatschten wir fröhlich nebeneinander und die Zeit verflog schnell. Nach 30km wurde es stiller. Wir wechselten nur noch die wichtigsten Worte. Es wurde also zäher. 😀

Die Matschstrecke im Wald wurde immer weiter umrundet, um keine nassen Füße zu bekommen. Dafür gab es blutige Beine von den Sträuchern. Aua. Auch ein Reiz und Signal, dass man noch lebt nach so viel „im Kreis laufen“.

 Marathon, und dann?

Die 42km Marke kam näher. Mittlerweile gönnte ich mir jede zweite Runde eine kurze Verschnaufpause an der Verpflegungsstation. Und nach über vier Stunden war der Marathon dann auch im Sack. Und nun? Wir guckten uns an und schauen auf die Uhr. 90 Minuten blieben uns noch, um die 6h laufen voll zu machen. Denn mal los! Die Uhr wurde also nicht gestoppt, es ging langsam weiter. Nachdem ich die 50km Marke passierte, verfluchte ich den „Anstieg“ kurz vor dem Ziel. In drei Schritten war er passiert.

Doch nach über 50km ging ich das Sche**teil einfach hoch. Es gab nun jede Runde etwas zu naschen. Nur etwas kleines. Aber es motivierte mich, weiter zu gehen/laufen. Ich aß auch alles im gehen. Ich wollte nicht stehenbleiben. Diesen Fehler hatte ich schon vor ein paar Stunden gemacht. Dann wieder in den Tritt zu kommen tut echt weh. Also einfach weiter, Schritt für Schritt – egal wie schnell.

Wie lange noch? 

Der Veranstalter sagte, man könne nachdem 6 Stunden vorbei waren, die angebrochene Runde noch zu ende bringen – sie würde noch zählen. Dies ließ ich mir nicht nehmen. Um 14:58 Uhr überquerte ich die Zeitnahme und befand mich so noch einmal auf meiner letzten Runde. Ich habe diese Runde genossen. Ich war fast alleine unterwegs – herrlich. Ein letztes Mal diese elendige Runde genießen :D.Ich spazierte die 2km genüßlich und lachte den kleinen Anstieg vor dem Ziel ein letztes mal an.

Unisexduschen 

Nach 6 Stunden und 12 Minuten überquerte ich ein letztes mal die Zeitmatte.

AUA! Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich war froh, dass es vorbei war. So fühlt es sich also an, 6h lang im Kreis zu laufen. Ein bisschen bescheuert ist das schon. Ich versuchte meine Laufschuhe auszuziehen – alles in Zeitlupe. Boah, war ich alle. Ich hatte das Bedürfnis zu duschen – davon hielt mich auch die Unisexdusche nicht ab. Witzig war dennoch, dass die Waden unter dem warmen Wasser immer wieder versuchten zu krampfen. Sah sicher sehr grazil aus.

Fazit

Das war er nun. Mein erster 6h-Lauf und technisch gesehen auch mein erster Ultramarathon. Es war körperlich eine Herausforderung, doch der Kopf wurde hier mehr gefordert und hat mich und meinen Körper über 54km laufen lassen.

Ich war überrascht, was in mir steckte. Wie weit man gehen kann, obwohl man nicht mehr gehen kann. Mental stärkte mich dieser Lauf sehr.

Ein paar Tage nach diesem Lauf googelte ich direkt nach dem nächsten 6h/Ultramarathon in der Nähe. Ich wurde fündig.

Ein halbes Jahr später sollte es wieder einen etwas längeren Lauf geben.

Wie es mir dort erging könnt ihr im nächsten Beitrag lesen.

(unbezahlte Werbung wegen Verlinkung und Nennung der Veranstaltung) P.S.: Du hast auch eine spannende Laufgeschichte zu erzählen? Schreibe mir eine Mail an: derturnschuhheizer@gmail.com und vielleicht wird diese hier auf dem Blog veröffentlicht!

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2 Kommentare

  1. Klasse Lauf, ich glaube du bist ausschließlich wegen der Duschen über die volle Zeit gelaufen 😉

  2. Pingback:Ein unerwartetes Laufjahr 2019 - Turnschuhheizer - dein Laufbuddy im Netz

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